Hann. Münden. Im Internet ein Klavier erstanden, mit sechs Jahren daran gesetzt und drauf los geklimpert - zunächst sogar ganz ohne Klavierlehrer. Claire Huangci, 18-jährige Pianistin aus New York, ist ein echtes Wunderkind, das sein Können sogar schon im Weißen Haus unter Beweis stellen durfte. Jetzt trat sie in der Galerie Dreiklang in Münden auf.
Die Zuhörer wussten zwar, dass sie ein großes Talent kennenlernen würden, doch das, was Claire Huangci zu Gehör brachte, übertraf die höchsten Erwartungen. So wippten die Köpfe des Publikums bei dem ersten Stück, Bachs Toccata in c-Moll, nicht nur im Takt der Musik, sondern gaben sich auch einem rhythmischen Kopfschütteln des Erstaunens hin.
Mal entlockte das junge Ausnahmetalent dem Klavier fast zögerlich die Töne, dann verschmolzen die Melodien wieder zu fragilen, musikalischen Kunstwerken. Bisweilen verharrten die Klänge Sekundenbruchteile zitternd in der Luft, um dann unmerklich zu verhallen, nur um schließlich von Neuem zu immer gewaltigeren Melodien anzuschwellen.
Mendelssohns Fantasie in fis-Moll ließ die Zuhörer in Melancholie schwelgen, wirkte dabei jedoch nie trist, sondern war stets mit Leidenschaft garniert, die sich schließlich sogar in einer an Furie grenzenden, musikalischen Wut entlud.
Chopins Grande Polonaise Brilliante glänzte anschließend mit einer strengen, beinahe barschen Schönheit, konnte aber auch mit verspielten Elementen brillieren.
Höhepunkt des Konzerts war Tschaikowskis berühmte Nussknacker-Suite, bei der die Musik den Körper der Pianistin derart durchzuckte, dass es sie kaum noch auf dem Klavierhocker hielt.
Nach zwei ebenso passioniert dargebrachten Zugaben wurde die junge Musikerin mit tosendem Applaus und stehenden Ovationen belohnt. Galerist Ekkahart Bouchon brachte es auf den Punkt: "Wir werden Dich nicht vergessen" - die Pianistin hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. (yvz)
Vom Atomphysiker zum Kunstmaler: Iouri Didenko. Foto: Uebner
Foto von Zimmermann
HNA-16.03.09