Von Susann Ruscher
Hann. Münden. Ein Ausnahmetalent auf verschiedenen Ebenen: Der Autor, Pianist und Künstler Wanja Belaga eröffnete am Wochenende mit einem Konzert und einer Lesung seine Ausstellung in der Galerie Dreiklang in Hann. Münden.
„Kunst kann alles sein, aber sie muss immer etwas Interessantes an sich haben“, sagt der 40-Jährige, der neben Familie, Filmfiguren und Konsumgesellschaft auch schwierige Themen wie Nationalsozialismus nicht scheut. Belaga, der in Moskau geboren wurde, und inzwischen in München lebt, inszeniert die Themen in Anekdoten, Collagen und Plastiken aus Pappmaschee und Styropor.
Aufzeichnungen aus Kindheit
Inspirationen holt sich Belaga, der sich nach eigenen Angaben bereits als Kind an Kunstausstellungen beteiligte und öffentliche Konzerte gab, vor allem aus Zeitschriften der 1960er- und 1980er-Jahre oder aus Aufzeichnungen, die er als Junge in Russland gemacht hat. „Es war schwierig, aus den vielen exzellenten Geschichten vier herauszusuchen“, sagt der Veranstalter und Inhaber der Galerie, Ekkahardt Bouchon.
Belaga kommentiert seine kindlichen Beobachtungen zu Familie und Umfeld und reichert diese mit Fiktivem an. So tauchen auch einige seiner 14 Geschwister und Schlüsselerfahrungen aus seinem Leben als Sohn von Mathematik-Professoren, die aus Russland ausgewiesen wurden, auf.
Musikalisch ist Belaga nach einem dreifachen Bruch seiner Hand erst seit fünf Jahren wieder aktiv. Zwischendurch hat er mit Jobs als Deutsch- und Russischlehrer, Übersetzer, Versicherungsverkäufer und Hilfsarbeiter auf dem Bau seinen Lebensunterhalt bestritten. Schließlich eröffnete Belaga eine Musikhalle, das „Festspielhaus“, in München und initiierte eine Ballreihe am Deutschen Theater. 2000 eröffnete er den Konzertclub „Prager Frühling“ und die Kulturstätte Monofaktur in München.
Zurzeit konzentriert sich Belaga in erster Linie auf seine Musik. Gut, dass bei dieser Vernissage die Gäste die Gelegenheit hatten, Kunst und Musik zusammen zu erleben.
Die Ausstellung ist vorerst noch bis Sonntag, 16. Dezember, täglich von 12 bis 20 Uhr in der Galerie Dreiklang zu sehen. Nach einer mehrwöchigen Pause kann die Ausstellung ab 9. und bis zum 25. Januar wieder besucht werden.
Kurz, aber auf den Punkt: Wanja Belaga präsentierte erstmals Anekdoten aus seiner Kindheit. Foto: Ruscher.
HNA-1.12.09
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