Makhmut Vagapov,Kunsthochschule
Rustam Malikov
Elena Ermolina
Seminar mit der Gruppe Teremok
mit Autistischen Kinder
Pater Sergi
ein Bild von Sorokin
Sergei Topkov
Plakat zur Ausstellung_N.Novgorod
Rehabilitationszentrum, Essentuki
Lokomotive wie ein Symbol Russlands (Natalia Litovtzeva)
mit Marina, Kasan
in der Galerie Dreiklang, Juni 2015
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Zunächst waren wir in Moskau, dann in Kasan (Ninas Geburtsort),
von dort in Nischni Nowgorod, dann zurück nach Moskau, weiter nach St.Petersburg, wieder nach Moskau, dann im Kaukasus und schließlich über Moskau zurück nach Hann.Münden.
In Kasan, der viertgrößten Stadt Russlands, begann unsere Reise ins Glück. Die Künstlerin Elena Ermolina, die zusammen mit vier anderen Künstlerinnen Puppen und Figuren bei uns ausgestellt hatte, schleppte uns zu ihrem Chef, den Direktor der Surikov Staatlichen Kunsthochschule in Kasan, Makhmut Vagapov. Wir waren uns vom ersten Augenblick so sympathisch und ihm gefiel unsere Ausstellung “Ära der Einheit“ außerordentlich, so dass er dafür sorgte, dass sie einen Monat im großen Staatlichen Kunstmuseum der Darstellenden Kunst im Zentrum von Kasan ausgestellt wurde. Mit den Holzteilen „Wunder-Variabilie“ hat er wie ein Kind begeistert gespielt und schrieb im Gästebuch seine Ansicht.
Zur Eröffnung kam eine große Volklore Gruppe „Obereg“ mit Kindern und Erwachsenen, die mit der „DrevA“ Gruppe aus Moskau eng befreundet ist. Ein zweiter Künstler, Rustam Malikov, war eine ungewöhnliche Überraschung. Es war der bedeutendste Sänger des Wolgagebietes, der Lieder der Schamanen (Kehllaute) mit gewaltiger Stimme vortrug und mit interessanter uralten Flöte untermalte (Fotos von der Vernissage).
In Kasan haben wir das Gefühl bekommen, dass uns auf der Reise vor allem Menschen mit besonders positiver Ausstrahlung begegnen, so als ob sie ausgerechnet auf uns gewartet haben.
Ein Kunstereignis, das wir nie vergessen werden, war die Sandmalerei von Elena Ermolina zur Streichorchestermusik (Lera Auerbach, „Dialoge mit Stabat Mater“ nach G. B. Pergolesi). Sie ließ aus den Händen einen feinen Sandstrahl auf eine Glasplatte und auf dem großen Leinwand des Konzertsaales erscheinen Landschaften, Häuser, Vögel, unsere Urwaldriesen aus dem Reinhardswald, Menschen usw. Die Kombination von Musik und Bildern, beide nur für kurze Augenblicke, hat uns begeistert.
In der Weise, wie sie es gemacht hat, ist es eine ganz neue Kunstform, die sicher für die Dokumenta geeignet wäre, aber man wird einen derartigen Vorschlag von uns wohl kaum annehmen. Jedenfalls sind wir nach der Darbietung auf die Bühne gestiegen und haben den zunächst erstaunten Zuhörern, dem Dirigenten und dem Orchester erklärt, welch unglaubliches künstlerisches Ereignis gerade stattgefunden hatte. Daraufhin war die Begeisterung für die Künstler frenetisch!. Wir möchten Elena gern nach Hann.Münden holen und werden mit unserem Freund Prof. Ulf Schneider sprechen, ob er den musikalischen Teil übernehmen wird, denn es muss kein Orchester sein.
Unsere Arttherapie-Seminare,sowohl mit kranken Kindern und Ihren Eltern aber auch mit Fachleuten waren erfolgreich und es erscheint ein Artikel mit guten Beobachtungen von unserer Methode. Eine Teilnehmerin, übrigens eine Deutschlehrerin, kaufte für ihren autistischen Enkelsohn unsere Figurenkollektion. Sie wird dafür sorgen, dass wir im nächsten Jahr in einem Behindertenzentrum arbeiten.
Viele interessante Werke haben wir in Kasan bei Künstlern gesehen. Wir planen eine Ausstellung mit jungen Künstlern, deren Werke aber auch ihre Ausstrahlung uns so gefallen haben. Besonders beeindruckt waren wir von Lenas Malklasse. Ein Modell stand mitten im Raum und die Studenten hatten frei den Standort zum Malen ausgesucht. Erstaunlicher Weise standen sie rings im Kreis und die Ergebnisse waren verblüffend. Diese Werke würden wir gern zeigen, ein Beispiel für den hohen Standart der Ausbildung.
In Kasan waren wir in der ersten Woche bei einer reichen, sehr kapriziösen alten Dame untergebracht und wir waren froh, dass wir die weiteren zwei Wochen bei Marina Achmetova– ebenfalls Puppenkünstlerin, Schriftstellerin, Fotografin, die auch bei uns war- aufgenommen wurden. Die Wohnung war klein. Doch in der winzigen Küche, vielleicht 8 Quadratmeter groß, fanden mehrfach 10 Personen und ein großer verspielter Pudel Platz. Ich konnte sogar auf dem Balkon arbeiten!
Welch großes Kulturprogramm hat man für uns veranstaltet.
So erlebten wir eine Tatarenoper, furchtbar dramatisch, in der die Mongolen die Tataren besiegten und in der Burg verbrannten. Im Schlusschor wurde gesungen: „Die Körper werden verbrennen, aber die Namen nicht!“. Мakaber, wenn man an Odessa denkt!
Für mich gab es in Kasan noch eine besondere Begegnung, die mein Leben besonders beeinflusst hat, mit einem Vertreter der russisch orthodoxen Kirche, Pater Sergi. Er hat mir in einer ungewöhnlich schwierigen persönlichen Situation geholfen und Mut gemacht.
Anschließend sind wir mit dem Zug nach Nischni Nowgorod gereist. Unser Freund und großer Künstler Sergei Sorokin holte uns vom Bahnhof und wir verlebten gemeinsam den Sonntag mit russischen Dampfbad, Kunst und Festmahl. Die Familie Sorokin hat viele Tiere, Hühner, Enten, Puter zwei Hunde, zwei Katzen, also volles Leben. Sergei arbeitet wie besessen, seine dargestellten Menschen sind arm aber glücklich (alle!). Seine Häuserlandschaften sind einzigartig und seine Stillleben sind ungewöhnlich lebendig. Sergei kann von der Kunst leben, die Familie ernähren und ist immer positiv.
Unser Arttherapie-Seminar war an der Staatlichen Universität für Architektur mit verschiedenen Dozenten und Studenten von denen eine Teilnehmerin darüber voraussichtlich ihre Diplomarbeit machen wird.
Für die Holzarbeiten gab es für mich eine besondere Überraschung, denn man hatte viele einheimische Holzarten gesammelt.
Prof. Juri Filippov, dem jungen stellvertretenden Direktor der Universität, der perfekt Deutsch sprach, sind wir sehr dankbar, dass er das Seminar vorbereitet und organisiert hat. Ihm verdanken wir die Anregung, dass wir uns um die Veröffentlichung unsere Methode selber kümmern müssen. Dem Leiter des russischen Kunst-Therapie-Verbandes, Prof. Alexander Kopylov haben wir von unserer Idee überzeugt. Das Material zur Publikation ist fertig und wird in Kürze auf der Webseite der professionellen russischen Art-Therapeuten erscheinen. Sie sind mit 14 europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, verbunden (ECArTE)
Die Ergebnisse des Seminars wurden im Russischen Museum für Fotografie auf dem Festival „Wunder Variabilie“ vorgetragen.
Dabei gab es wieder eine Überraschung, als der Ausdruckstänzer Sergei Topkov spontan mit den Holzteilen eine Performance machte. Das war ein Erlebnis! (Fotoreportage: Seminar und Festival)
Die Ausstellung „Licht, Liebe, Leben“ der deutschen evangelischen Pastoren Kurt Reuber (im Kessel von Stalingrad) und Klaus Eckert (Leningradblockade) wurde zwei mal in Russland gezeigt. Im Russischen Museum für Fotografie von Nischni Nowgorod war es ein besonderes Ereignis zu dem vier Fernsehanstalten und viele Besucher kamen. Man hat uns verschiedene Fragen gestellt und zu einer Live-Reportage in die Rundfunkanstalt geholt.
In Russland sind die Erinnerungen an den zweiten Weltkrieg unglaublich lebendig, fast jede Familie ist davon betroffen. Es bedarf keiner Propaganda, um die Menschenmassen mit Bildern der Angehörigen zum Gedenkumzug zu locken, denn es ist für die Russen eine Selbstverständlichkeit.
Nach St.Petersburg wurde diese Ausstellung auch gebracht und in den Katakomben der Petrikirche (die Evangelisch-Lutherische Kirche in Russland) von uns aufgebaut. Zur Eröffnung kam der bedeutende Pianist Andrei Ivanovitch mit einer größeren Gruppe Musikern aus Österreich. Er berichtete uns von seinen erschreckenden Erlebnissen während seines Konzertes in Donezk. Die Stadt stand unter Granatfeuer der ukrainischen Armee und mehrfach waren die Einschläge in unmittelbarer Nähe des vollbesetzten Konzertsaals. Alle Besucher mit vielen Kindern blieben!
Gerade erhielten wir aus St. Petersburg die vielen Eintragungen ins Gästebuch, die uns bestätigen, wie wichtig diese Ausstellung als Zeichen der Verständigung und Versöhnung ist. Die Eintragungen enthalten keine Vorwürfe gegen Deutschland sondern die Besucher waren dankbar, dass sie diese Bilder erleben durften. Mehrere Besucher hatten die Leningradblockade überlebt. Doch sie haben über" Liebe; Licht und Leben" geschrieben und nicht über Ihre schrecklichen Erlebnisse während des Krieges.
Dann flogen wir nach Mineral Wody im Kaukasus. Wir waren Gäste des großartigen Emailekünstlers Prof. Nikolai Vdovkin und nahmen an einer großen Ausstellung des dortigen Kunstvereins im Rahmen eines Festivals teil. Einige russische Künstlerinnen zeigten besonders interessante Werke in den verschiedensten Techniken und wir hoffen, dass wir diese Arbeiten im Oktober in der unteren Rathaushalle präsentieren können.
Besonders interessant waren für uns zwei unsere Arttherapieseminare mit Kindern, Eltern und Erziehern in einem Rehabilitationszentrum und mit 8 professionellen Künstlern bei Nikolai Vdovkin (Fotoreportage.). Die Ergebnisse waren wieder positiv, was bei professionellen Künstlern nicht immer zu erwarten ist.
Dort uns besuchtedie stellvertretende Direktorin der Kunstakademie von Moskau, Frau Margarita Khabarova um sich das unterschiedlichste Material über unsere „Variabilie“ zu holen, weil man darüber vielleicht ein internationales Seminar mit unserer Teilnahme durchführen will. Dies wäre ein entscheidendes Ereignis und würde für die Anerkennung und Akzeptanz unserer Idee große Bedeutung haben.
Zum Schluss ein paar Bemerkungen zu der Situation in Russland, die Auswirkungen der Sanktionen und die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung.
Das Angebot an Lebensmitteln ist überreichlich, hat sich aber durch die Sanktionen geändert. Es kommen viel mehr Produkte aus Russland und den befreundeten Staaten auf den Markt. Allein von Weisrussland habe ich bei einem Marktstand 22 verschiedene Käseprodukte gezählt. Wir haben keinen Mangel an Waren festgestellt, aber die Lebenshaltungskosten sind um etwa 30% gestiegen.
Keiner unsere Gesprächspartner versteht die Aufregung über die Krim. Immer wieder wurden wir darauf hingewiesen, wie es bei der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland abgelaufen ist. Im Gegensatz zur Krim gab es keine Volksabstimmung! Ein Gesprächspartner verwies sogar auf das Saarland, dass nach einem negativen Abstimmungsergebnis 1950 ohne Aufregung in die BRD eingegliedert wurde. Die Krim habe man zu Sowjetzeiten verschenkt, ohne die Bevölkerung zu fragen, die jetzt glücklich ist, dass sie wieder zu Russland gehört.
Die Russen lieben ihr Land, sie haben es gegen Napoleon und Hitler unter größten Opfern verteidigt und jetzt fühlen sie sich wieder bedroht von der Nato.. Darum hat Putin 90% der Bevölkerung hinter sich. Es ist interessant, das sich in den letzten beiden Jahren die Meinung der jungen Männer radikal geändert hat. Früher versuchte man sich vor dem Militärdienst zu drücken.
Jetzt lautet die allgemeine Meinung: Ein Mann muss beim Militär gewesen sein!
Verwundert ist man von der Abhängigkeit der europäischen Staaten allen voran Deutschlands von den USA.
Die Russen erwarten, dass ihr Land zukünftig mit China und Indien eng zusammen arbeiten wird, weil das Vertrauen zur EU, vor allem zu Deutschland zerstört ist.
Ausdrücklich müssen wir aber betonen, dass uns die russische Bevölkerung in der ganzen Zeit nicht nur freundlich sondern herzlich begegnet ist. Man trennt sehr deutlich die deutsche Kultur und das deutsche Volk von der gegenwärtigen Politik und weist immer wieder auf die gemeinsamen Wurzeln hin. Uns betrachtete man als kulturelle Vertreter von West-Europa und so ist auch das besondere Interesse an der von uns entwickelten Arttherapie „Variabilie“ zu verstehen.
Eine weitere Neuigkeit erwischt uns bereits in Deutschland. Andrej Pisklov wurde zum Komponistin des Jahres nominiert. Es hat grade für uns fehlende musikalische Variation zum Thema der Sonnenenergie zusammengestellt. Jetzt werden wir die musikalische Begleitung zu "Variabili" auf Webseite der Galerie zu platzieren.
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Kurator des Projektes Andrei Fedoseev
Volklore Gruppe "Obereg"
im Atelier, Kasan
Studenten von Elena
Seminar mit Fachleuten, Kasan
Bei Marina zu Hause in der Küche
im Dampfbad von Sorokin
Seminar in Uni, Nizhni Novgorod
PetriKirche, Nevski Prospekt, St.Petersburg
Klaus Eckert u. Kurt Reuber in der PetriKirche
Alelie Prof. Vdovkin
Privatschule mit besonderen Methoden, Kasan
Puschkin Galerie, Zhelesnovodsk, Kaukasus
bei dem Festival "Wunder Variabilie", N.Novgorod
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